Das war der Pastor Berkholz aus Riga - von Siegfried von Vegesack
(Mindener Tageblatt vom 19.10.1991 - www.mt.de)

In Riga gab es in alten Zeiten einen Pastor Berkholz, ein großes Original, von dem viele "Pratchen" erzählt wurden. So pflegte er seine Predigt folgendermaßen zu beginnen: "Kling-ling-ling – die Post kommt an: Was bringt sie mit? Einen Brief von Apostel Paulus ...!"

Obgleich Pastor Berkholz in einer Hafenstadt lebte, nicht weit vom Meer, scheute er Seereisen und hat nie ein Schiff bestiegen. Kopfschüttelnd meinte er: "Man ist auf dem Wasser doch allzusehr in Gottes Hand." Als seine Frau starb, heiratete er zum zweiten Male. Und als er auch die zweite Frau verlor, nahm er sich eine dritte. Jedesmal erklärte er: "Wenn Gott nimmt – nehme ich auch!"

In einer Predigt führte Pastor Berkholz einmal die Speisung der fünftausend Mann an und versprach sich dabei: Christus hätte nicht fünftausend Mann, sondern fünf Mann mit fünftausend Broten gespeist. Da räusperte sich jemand unter der Kanzel und meint laut: "Das kann ich auch!" – Nach der Predigt lässt Pastor Berkholz sich den Mann in die Sakristei holen und stellt ihn zur Rede: "Wie können Sie fünftausend Mann mit fünf Broten sättigen?" – "Herr Pastor – Sie haben sich versprochen: Sie sagten, fünf Mann mit fünftausend Broten! Und das kann ich auch!" – "Soso ..."

Am nächsten Sonntag bringt Pastor Berkholz wieder die Geschichte in seiner Predigt an: Fünftausend Mann mit fünf Broten. Da räuspert sich wieder die Stimme unter der Kanzel: "Das kann ich auch!" Empört lässt Pastor Berkholz den Mann wieder in die Sakristei rufen und stellt ihn wütend zur Rede, worauf dieser lächelnd erwidert: "Herr Pastor – vom vorigen Sonntag sind mir noch so viele Brote übrig geblieben."

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