Schönheitsfehler
aus: Heitere Geschichten (Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1984)

Das Hänschen hat die Mutter schon oft in Verlegenheit gebracht, weil es in der Straßenbahn die Schönheitsfehler der Fahrgäste erörtert. Gestern hat ihm der Vater eingeschärft, dass er über alles sprechen dürfe, was ihm auffällt. Aber nur zu Hause.

Nun sitzen Mutter und Sohn wieder in der Straßenbahn. Die Mutter, an der Wirkung der väterlichen Strafpredigt zweifelnd, versucht, die Aufmerksamkeit des Jungen aus dem Fenster zu lenken. Aber das Hänschen mustert die Passagiere noch gründlicher; denn nun muss er sich ihre Besonderheiten ja ein paar Stunden merken.

Da steigt ein älterer Mann ein mit blauer, verquollener Nase. Hänschen hat gefunden, was er sucht. Der Mutter tritt der kalte Schweiß auf die Stirn.

Da passiert es. Der Junge zeigt auf den Knolligen: "Gell, Mama! Über die Nase dort sprechen wir zu Hause."

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